Der Löwe ist los
Es ist keineswegs so, dass die Löwen in Afrika einem gleich überall vor die Linse kommen. Selbst ein Besuch im Chobe National Park, garantiert einem kein Zusammentreffen mit den Löwen. Ich war dort schon viele Male, hatte bislang aber erst ein einziges Mal eine Löwenfamilie von ferne gesehen. Das sollte sich ändern!
Im vergangenen Juni war ich mit vier jugendlichen Menschen, unter anderem Sascha, dem jüngsten Sohn meines Mannes im Ihaha Camp, das tief drinnen im Park liegt, direkt am Chobe River. Wir hatten da eine Campsite gebucht und kamen rechtzeitig zum Sonnenuntergang an. Vor Anbruch der Dunkelheit waren wir jedenfalls am Ziel, konnten schnell die Zelte aufbauen und den Weg zu den Sanitäranlagen erkunden. So was tut man am besten, solange man noch die Umgebung erkennen kann. Die Grillerei geht auch im Dunkeln, da man ja das Lagerfeuer zum Beleuchten nutzen kann.
Der Abend verlief zunächst ohne irgendwelche bemerkenswerten Ereignisse oder gar Vorfällen. Gen Mitternacht zogen jedoch plötzlich eine kleine Herde Wasserbüffel direkt bei unserer Lagerstelle vorbei. Vom Lagerfeuer aus konnte man sie fast mit den Händen greifen. Wir haben uns mucksmäuschen still verhalten, liest und hört man doch stets, diese Tiere seien äußerst gefährlich. Das war uns dann doch das Signal, uns ins Zelt zu verkriechen. Wir wollten schließlich nicht die Mahlzeit für eine Löwenfamilie abgeben, wobei der Mensch angeblich nicht ins Beuteschema des Löwen passt. Der Löwe oder die Löwin mag es lieber, wenn er die Nahrung zunächst durch die Gegend jagt. So scheinen Löwen eine Gazelle dem Menschen vorzuziehen.
Am kommenden Morgen ging's in den Park. Gleich um die nächste Ecke haben wir zwei Ranger getroffen, die uns erzählten, dass Löwen zu sehen seien. Man sieht die Tiere ja nicht auf Bestellung; ein wenig Glück gehört immer dazu. Die Rückzugsmöglichkeiten im Park sind immens und wenn die Tiere keine Lust auf Öffentlichkeit haben, hat man eben Pech gehabt. Heute waren viele Tiere zu sehen. Zum ersten Mal hatte ich das Vergnügen, zwei Giraffen beim Liebesspiel zu beobachten. Es wirkt etwas ungelenk und kompliziert, wenn die beiden sich im wahrsten Wortsinne die Hälse verrenken. Es entsteht gelegentlich der Eindruck, dass sich ihre Hälse verknoten könnten. Jedenfalls sahen die Beiden sehr verliebt aus. Und endlich wurde auch unser Warten auf die Löwen belohnt: Als wir um die Ecke bogen und uns dem Flussufer näherten, wurden wir ihrer gewahr und zwar 'Sieben auf einen Streich'. Sie lagen an Ufernähe in der Sonne, regelrecht auf einem Haufen. Einzelne Tiere hatten den Kopf auf den Rücken vom Anderen gelegt. Aus der Ferne wirken Löwen recht harmlos, halt wie große Miezekatzen. Ich habe gleich angehalten und den Motor ausgeschaltet. Wir wollten diese Szene in Ruhe genießen. Nach einer Weile sind die Katzen dann eine nach der anderen aufgestanden und ein Stück weiter in den Schatten gewechselt. Dabei mussten sie recht nahe bei uns vorüber ziehen. Zunächst haben sich die Weibchen in Bewegung gesetzt, danach die Männchen. Es waren junge Männchen, bei denen die Mähne bislang nur im Ansatz sichtbar war. Trotzdem strahlen sie bei jeder Bewegung etwas derart Majestätisches aus, dass kein Zweifel daran besteht, dass hier der König der Tiere vor einem steht.
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