Parc national de Andasibe
Moramanga bietet sich als Ausgangspunkt für einen Besuch im Nationalpark von Andasibe an. Einzig in dieser Gegend findet man Indris, eine Lemurenart, die sich durch einen ganz besonders typischen Schrei bemerkbar macht. Die Tiere scheinen sich - über recht große Distanzen - angeregt zu unterhalten.
Wir hatten uns bereits am Abend erkundigt, von wo und vor allen Dingen wann, denn unser Taxi Brousse nach Andasibe abfahren sollte. Inzwischen kennen wir die Busbahnhöfe zur Genüge. Es ist ein einziges Gewirr von Passanten sowie Händlern, die sowohl den Ankommenden, als auch den Abreisenden vorwiegend Essen und Getränke verkaufen wollen. Völlig unstrukturiert findet man kleine Holzhütten mit einem grob zusammengenagelten Tresen, wo die Tickets verkauft werden. Jede beliebige Strecke hat ihren eigenen Verkauf. Die Stelle, die man braucht, findet man als Neuling im Lande nicht so leicht, aber man fragt sich halt durch!
Unser Taxi war in keinem sehr guten Zustand, schon mehr als voll, nach unseren Maßstäben eigentlich schon überladen. Mein Mann musste über den mittleren Vordersitz nach hinten klettern, ich wurde vorne in der Mitte platziert. Bevor es losging, musste ich nochmal aussteigen, weil Kühlerwasser nachgefüllt werden musste. Der Einlassstutzen war unter meinem Sitz. Während der Fahrt hat sich das Wasser offenbar wieder verflüchtigt. Mein Mann sagte, dass er etwas erschrocken wahrnehmen musste, dass hinter meinem Sitz gelegentlich Rauchschwaden zu sehen waren. Ich habe das alles nicht registriert, denn mein Augenmerk galt dem Armarturenbrett, auf dem in unregelmäßigen, aber dicht aufeinander folgenden Abständen, die eine oder andere rote Lampe aufleuchtete, manchmal sogar die Bremskontrolllampe. Dann griff der Fahrer blitzschnell zum Griff der Handbremse, so als wolle er sich versichern, dass die im Zweifelsfall wenigstens funktioniere. Der Motor war ständig kurz vor dem Kollaps; die Temperaturanzeige befand sich an der Obergrenze des roten Bereichs. Nichtsdestoweniger sind wir nach einer gefühlten Ewigkeit unbeschadet beim Parkeingang direkt ausgestiegen. Das gesamte Erlebnis kostet lediglich 70 Eurocent.
Der Parkeintritt kostet dagegen ein Vielfaches. Neben dem Eintritt muss man noch einen Führer heuern, der pro Gruppe bezahlt wird. Eine Gruppe darf maximal vier Personen zählen. Ad hoc bildeten wir eine Gruppe mit einem Italiener, was sich denn auch als sehr nett erweist. Man kann Rundgänge in unterschiedlicher zeitlicher Länge zwischen zwei und vier Stunden wählen. Wir sind uns einig, dass es vier Stunden sein sollten und das war auch gut so. Man braucht schon Muße, die Tiere zu entdecken und zu beobachten.
Nach den Indris, die wir ziemlich zu Beginn sehen durften, folgte ein Chameleon, das sich durch uns absolut nicht aus der Ruhe bringen ließ. Die Indris hatte unser Führer angelockt vermittels seines Telefons. Da hat er unterschiedliche Tierlaute abgespeichert, die er nutzt, um Tiere anzulocken.
Das Chameleon hat mir gut gefallen. Es wirkt sehr gemütlich und man kann kaum glauben, dass diese Tiere auch zubeißen, wenn sie sich angegriffen fühlen. Ich habe mich vorsichtshalber auf Distanz gehalten! Giftschlangen gibt es in Madagaskar nicht. Man kann sich somit recht sicher fühlen. Das exotischste, was wir sahen, war ein Ameisenbau. Wir wollten es nicht glauben, dass es Ameisen sind, aber an einer anderen Stelle demonstrierte es unser Führer.
Neben verschiedenen Arten von Lemuren, genossen wir die einzigartige Pflanzenwelt. Wir bewegten uns auf schmalen Pfaden zwischen Bäumen, die förmlich in den Himmel ragten. Manchmal schlichen wir durchs Unterholz. Unser Führer bat uns von Zeit zu Zeit, auf ihn zu warten. Er ging dann auf Erkundungstour und holte uns, sobald er irgendwelche Tiere ausmachen konnte.
So konnten wir einige Lemuren mit eigenen Augen beobachten. Sie sehen ausnahmslos recht nett aus mit ihrem flauschigen Fell. Und sehr scheu sind sie obendrein nicht. Möglicherweise haben sie noch keine schlechten Erfahrungen mit uns Menschen gemacht. Viele Lemuren tragen Babies auf dem Rücken. Die Tragezeit beträgt sechs Monate, Neugeborene bis zum Alter von zwei Monaten werden an der Brust getragen, dann noch weitere sechs Monate lang auf dem Rücken.
Am Schluss fragten wir unseren italienischen Begleiter, ob er uns wohl einen Lift nach Moramanga geben könnte. Wir hatten erfahren, dass er aus Antananarivo kommend mit Mietwagen samt Fahrer unterwegs war und am gleichen Abend zurück sein wollte. Auf die Weise waren wir fix zurück an unserem Standort und hatten auch eine gute Portion Nervenkitzel gespart!