Zur Abwechslung kein Strom
Heute Morgen war ich in Gaborone, kam um ca. 15 Uhr nach Hause und war ganz überrascht, dass wir 'echtes' Wasser hatten, also welches aus der Leitung, obendrein noch mit gutem Druck. Da heißt es sofort: Wäsche waschen! Die Waschmaschine war schon voller gewaschener Wäsche; mein Mann, der vor zwei Stunden weggefahren war, hatte bereits die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und schon mal den Prozess gestartet. Ich habe dann die nächste Fuhre geladen und gleich noch eine weitere vorbereitet. Doch schon beim Aufhängen der Wäsche, die ich gestartet hatte, zog ein Gewitter auf, das Rekord verdächtig aussah. Es wütete dann auch in einem Ausmaße, wie ich es selten erlebt hatte. Man denkt unwillkürlich, die Sintflut sei ausgebrochen.
Und jetzt ist die Sintflut vorüber, das Wasser hat sich in großen Pfützen angesammelt, draußen ist es stockfinster: Der Strom ist weg und das Leitungswasser hat sich dem angeschlossen und ist erneut versiegt. Der aktuelle Waschgang war zum Glück beendet, die Wäsche war fertig geschleudert und wartete darauf, aufgehängt zu werden. Nach kurzer Zeit war klar, dass der Stromausfall kein kurzzeitiges Problem darstellte. Ein Blitzschlag hatte einen Strommasten nahe bei uns zerstört. Bereits ungefähr eine Stunde nach dem Ereignis hörte man, ein Arbeitstrupp sei unterwegs, der sich um die Reparatur kümmern solle. Man scheint der Sache Bedeutung beizumessen! Normalerweise muss man sich immer auf längere Wartezeiten einstellen. So etwas wäre misslich, denn bei den hier herrschenden Temperaturen tauen Kühltruhen entsprechend schnell auf. Und der Kühlschrank in der Küche ist nach kurzer Zeit gar nicht mehr kühl. Ich habe einstweilen eine Kerze angezündet und das Buch daneben gelegt. So richte ich mich auf einen gemütlichen Abend ein.
Insgesamt ist es eine sehr ungewohnte Situation. Man ist ja gar nicht mehr daran gewöhnt, ohne die Errungenschaften der Zivilisation auszukommen. Solange man sicher ist, dass der Spuk 'morgen früh' vorüber ist, erscheint einem eigentlich alles nicht so gravierend. Aber er war nicht vorüber! Um ungefähr zehn Uhr am Morgen musste ich feststellen, dass die Kühltruhe allmählich den Namen nicht mehr verdient. Der Inhalt des normalen Kühlschranks hatte mittlerweile Zimmertemperatur. Ich wollte allmählich Klarheit gewinnen, wie lange dieser Ausnahmezustand wohl noch dauern könne. Die Rufnummer der Helpline von BPC (Botswana Power Corporation) konnte mir keiner geben. Auch der Gedanke, dass sich die Nachbarn in genau der gleichen Situation befinden, hilft wenig. So machte ich einen kleinen Umweg und ging direkt beim Office von BPC vorbei. Ich wollte ohnedies Strom Einheiten kaufen, denn wir haben ja seit einiger Zeit 'Prepaid Strom'. Beim Office dort konnte man mir nicht weiterhelfen. Man tat so, als habe man von dem Ereignis keinerlei Kenntnis. Auf dem Rückweg sah ich dann die Katastrophe.Es waren drei einsame Männlein am Werk, die mit einem LKW eine Kabeltrommel nach oben lifteten. Sie wirkten dabei recht hilflos. Gegen drei Uhr am Nachmittag, begannen die ersten zaghaften Ströme zu fließen, gegen acht Uhr am Abend sprang die Tiefkühltruhe an und der Backofen hatte wieder Strom.