Mora Mora
Man hatte mir gesagt, der wichtigste Ausdruck in Madagaskar, sei "Mora Mora". Das heißt so viel wie "Immer mit der Ruhe." Da ist was dran! Wir waren um zehn Uhr in Johannesburg abgeflogen und sind vier Stunden später in Antananarivo gelandet. Der Flug hat drei Stunden gedauert, waren zusammen mit der Zeitverschiebung ganze vier Stunden. Davon merkt man ja nicht viel, außer dass der Tag eine Stunde früher zu Ende ist.
Der Flug verlief ruhig, der Imbiss bei South African Airlines ist stets lecker. So war's schon mal ein guter Anfang. Vom Flugzeug aus hatten wir schon einen Eindruck, wie groß die Insel ist.
Über eine Reise nach Madagaskar hatten wir schon fast zehn Jahre geredet. Jetzt sollte dieser Traum endlich wahr werden!
Unser Gepäck war schnell ausgeladen. Nun galt es, die Einreiseformalitäten zu bewältigen. Die ganze Sache ist etwas undurchsichtig, denn es gibt keine genauen Hinweisschilder, die zeigen, an welcher Stelle man das erforderliche Einreisevisum erhält. Die Leute sind aber sehr freundlich und hilfsbereit und sobald man hilflos um sich schaut, kommt schon jemand, um zu helfen. Das Visum kann in Euro, US-Dollar oder Ariary, der Landeswährung bezahlt werden, aber wer hat schon Ariary im Portemonnaie. Die bekommt man erst am ersten Geldautomaten im Lande.
Letztlich hatten wir alles innerhalb einer guten halben Stunde hinter uns. Man musste sich zunächst von einer Kamera tief in die Augen schauen lassen, dann wurden die Abdrücke sämtlicher Finger genommen, zuerst der rechte Daumen, gefolgt von den vier übrigen Fingern der rechten Hand, dann das gleiche bei der linken Hand. Nachdem ich auch noch den Betrag von 27 Euro entrichtet hatte, wurde ich ins Land gelassen. Die auf dem Visum aufgedruckten 80.000 Ariary, hätten nach dem derzeitigen Umrechnungskurs lediglich einen Betrag von ca. 23 Euro ergeben, aber wir hatten ja noch keine Ariary. Die holten wir uns aber umgehend, damit wir unser Taxi für den Weg nach Antananarivo bezahlen konnten.
Taxis gibt es in Antananarivo in großer Zahl, vornehmlich sind die Fahrzeuge in einem Alter und oft auch Zustand, dass sie den TÜV Stempel nicht mehr bekämen, aber in Madagaskar gibt es diese Einrichtung nicht. Leider war es mir nicht vergönnt, mit einer Ente, sprich einem Citroen 2CV zu fahren. Jedenfalls kostete die Fahrt zum Hotel 50.000 Ariary und im Handumdrehen waren wir mitten im Markt, denn in Madagaskar spielt sich das Leben und insbesondere das Geschäftsleben vornehmlich auf der Straße ab.
Transporte werden noch häufig mit Muskelkraft statt Pferdestärken erledigt. Unser Taxifahrer war gesprächig, erklärte uns viel und bewegte sich sehr souverän zwischen all den Menschen, Marktständen und Fahrzeugen aller Art. Wir wussten in der ersten Stunde, dass es eine gute Entscheidung war, die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu planen, anstatt ein Auto zu mieten. Typischerweise mietet man sich, wenn überhaupt, ein Auto samt Fahrer.
Dazu kommt, dass man sich als Beifahrer vollständig aufs Betrachten verlegen kann. Auf dem Weg in die Stadt, sahen wir die ersten Reisfelder. Reis pflanzen die Leute hier auf dem kleinsten Fleck. Reis ist auch die Beilage zu jedem Essen. Wer keinen Reis mag, der sollte nicht nach Madagaskar reisen!