Puits Arabes
Der kürzeste Weg zurück nach St. Dénis, wäre strikt gen Norden gewesen, doch diese Strecke kannten wir zur Genüge. Wir wollten die Strecke lieber in umgekehrter Richtung fahren. Unsere Wohnung mussten wir bereits um halb acht Uhr morgens räumen. Die Vermieterin musste um diese Zeit zu ihrer Arbeitsstelle aufbrechen und wollte davor noch wissen, welches Geschirr wir eventuell zerschlagen hatten. Der Check verlief positiv; es war noch alles heil.
Wir sahen die Tatsache, früh aufbrechen zu müssen, gelassen, eher sogar positiv. So hatten wir was vom Tag!
Es regnete in Strömen, eigentlich der ideale Tag, Adieu zu sagen. Aber einzig durch die Autoscheiben wollten wir die Insel dann doch nicht betrachten. Aber wir hatten Glück. Als wir am sogenannten Puis d'Arabe ankamen, hatte sich der Regen kurzfristig verzogen, sodass wir bequem die für eineinhalb Stunden geplante Wanderung angehen.
Der Wanderweg führt geradewegs an die Stelle, an der ein immenser Lavastrom dafür sorgte, dass die Insel einen ordentlichen Zugewinn an Land hatte. Ein kurzfristiger Nutzen ist dadurch jedoch nicht gegeben, da der Zugewinn erst auf sehr lange Sicht nutzbar sein wird. Zu Beginn der Wanderung geht es zunächst durch einen sehr seltsam anmutenden Wald.
Die Bäume, die dort wachsen, scheinen auf Stelzen zu stehen. Wurzeln, die in die Tiefe gehen, wären hier nicht geeignet. Der Untergrund ist purer Stein. Ich denke, dass es Jahrhunderte dauern wird, bis entsprechend Humus entstanden ist, damit eine einigermaßen vielfältige Vegetation entsteht.
Auf der linken Seite sieht man hier den Zugewinn, der in jüngster Zeit stattgefunden hat, konkret im Jahre 2006. Hier hat noch kein einziges Pflänzchen Fuß gefasst. Bis dahin, wird es noch einige Zeit dauern.
Insgesamt beträgt die Strecke, an der die Lava immer wieder den Weg in Richtung Meer sucht, etliche Kilometer. Dieser gesamte Bereich ist verständlicherweise nicht bewohnt. Es wäre auch zu gefährlich. Fließende Lava nimmt keine Rücksicht auf ein Wohnhaus, das zufällig im Wege steht.
Immer wieder befinden sich Schilder am Straßenrand, die darüber informieren, wann dort ein Lavastrom hernieder ging. "Ältere" Lavafelder zeichnen sich dadurch aus, dass bereits ein sparsamer Bewuchs erkennbar ist. Gelegentlich sind große Areale mit Flechten überzogen.
Wir hatten den ganzen Tag Zeit, genug Zeit, um hin und wieder anzuhalten und die üppig ausgestattete Natur zu bewundern. Nachdem wir den Lavabereich hinter uns hatten, waren die Straßenränder eine einzige Farbenpracht. Bäume mit solch prächtigen Blüten, sieht man nicht alle Tage.
Aber nicht nur die Vegetation ist hier bunt. In St. Anne, einem mittelgroßen Ort, fanden wir eine Kirche, deren Interieur ebenso farbenprächtig ist.