Gerettet!

Bei diesem Motorgeräusch bin ich natürlich keinen Meter weiter gefahren. Zudem war mittlerweile die Kompression quasi auf dem Nullpunkt. Mir war sofort klar, dass mindestens ein Zylinder ausgefallen war. Ich hatte gleich auf Alarmstufe eins geschaltet und wir schoben den Wagen so gut wie möglich an den Rand.

Schon nach kurzer Zeit hielt ein Fahrzeug an, das in die Richtung fuhr, aus der wir kamen. Ein freundlicher Mensch kümmerte sich um uns, legte sein Ohr quasi an den Motor und behauptete, dass das Geräusch, das zu hören war, von kochendem Wasser käme. Dieses müsse mit professioneller Hilfe entfernt werden. Er sagte uns, dass er mit genau den gleichen Symptomen und auch mit einem identischen Wagen dereinst einen Breakdown hatte. Er hatte demnach Erfahrung. Er versprach auch, sich um Hilfe für uns zu kümmern. Er hatte uns allerdings verschwiegen, dass er der Chef des Xakanaxa Camps ist. Jedenfalls hat er tatsächlich im Endeffekt unsere Rettung organisiert. Auf diesem Wege: VIELEN DANK!

Ganz kurze Zeit danach hielt auch ein junges Paar an. Der Mann, offenbar mit Fachkenntnissen bezüglich Kraftfahrzeugen ausgestattet, bestätigte seine Theorie. Beide jedoch konnten die etwaigen Schäden nicht abschätzen. Die traurige Wahrheit sollten wir erst Tage später erfahren.

Wir hatten uns schon auf eine Nacht in der Wildnis eingerichtet, was konkret hieße, im Auto zu übernachten, als plötzlich unsere Rettung in Form des Chefs vom Wildlife Office mit Namen Lector auftauchte. Der hatte ein kräftiges Fahrzeug und einen kundigen Helfer mitgebracht. Die Beiden schleppten uns schließlich zurück nach Xakanaxa und boten uns Unterschlupf in einem derzeit unbewohnten Haus, das dereinst mit Hilfe der EU errichtet worden war. Möbel gab es dort nicht, aber wenigstens Wasser und Strom. Wir hatten immerhin ein Dach über unseren Köpfen und konnten unsere Isomatten dort ausbreiten. In der Küche hing Trockenfleisch, das wir allerdings nicht probieren wollten!

Trockenfleisch

Es regnete immer noch in Strömen. Jedenfalls haben wir uns sehr gefreut, einen Profit von der EU Hilfe zu haben!

Es war so gut wie klar, dass wir aus eigener Kraft nicht mehr voran kommen konnten und so versuchte Lector noch am gleichen Abend, mit einem Abschleppunternehmen in Verbindung zu kommen. Das Telefonnetz ist dort dürftig und der Erfolg war mäßig. Ein Einziger war erreichbar, aber der Preis den er nannte erschien uns unverschämt. So hatten wir ausgemacht, dass ich am nächsten Morgen parat stehe, um etwaige Entscheidungen zu fällen.

Ich war am Morgen im Office und die Wildlife Leute hatten bereits eine gute Idee entwickelt, die sie mir sogleich unterbreiten. Im Xakanaxa Camp existiert eine regelrechte Autowerkstatt mit allem Zubehör und ebenso einem erfahrenen KFZ Meister. Dort werden sämtliche Fahrzeuge gewartet, die in Moremi für touristische Zwecke im Einsatz sind. Da wollten sie mich hinschleppen und sofern möglich, wollte man dort mein Fahrzeug reparieren, wohlgemerkt zum entsprechenden Preis. Im Falle dass dieses nicht möglich sein sollte, müsste leider das Abschleppen nach Maun statt finden. Da habe ich mich natürlich entschlossen, diesen Versuch zu wagen und so wurde ich erneut eine - allerdings sehr kurze - Strecke abgeschleppt. Das Abschleppen gestern war mit einer starken Kette erfolgt, was nicht sehr komfortabel war, heute wurde der Versuch mittels Abschleppseil gewagt, das jedoch ganze zwei Mal riss.

Im Camp machte sich der Meister sogleich mit geübten Griffen am Motor zu schaffen, stellte aber, nachdem er ihn geöffnet hatte fest, dass zwar der obere Teil der Maschine ohne Mängel war, jedoch kleine Metallsplitter eindeutiges Merkmal für einen erheblichen Schaden darstellten.

Mechaniker

Jetzt hieß es, warten bis der Abschleppdienst in Form eines geländegängigen Fahrzeugs kam, der mit einer Abschleppstange ausgerüstet war. Die zu bewältigende Strecke betrug 150 km und ging über Stock und Stein, ganz zu schweigen von den Wasserlöchern, die teilweise Ähnlichkeit mit einem See hatten. Als wir den Parkausgang erreichten, war es bereits dunkel und zwei Drittel der Strecke lagen noch vor uns. Davon waren 80 Prozent Schotterpiste mit weiteren tiefen Wasserlöchern. Während der Fahrt hat die Abschleppstange zwei Mal versagt, einmal hatte sie sich am schleppenden Fahrzeug gelöst und ich bin natürlich drüber gefahren - mitten in einer tiefen Pfütze. Beim zweiten Mal zerbrach die Stange an der Stelle, an der sie an meinem Fahrzeug befestigt war. Danach konnten wir nur noch mittels Seil schleppen und dieses Seil maß nur ungefähr drei Meter. So geschah es kurz vor dem Ziel, dass das Zugfahrzeug urplötzlich bremsen musste. Ein Esel rannte in der Dunkelheit über die Straße. Ich konnte nicht schnell genug zum Stehen kommen und so gab es noch einen kleinen Blechschaden, der aber eigentlich im Bereich eines Schönheitsfehlers liegt.