Traditionelle Hochzeit in Botswana
Eine Hochzeit ist in Botswana niemals eine preiswerte Angelegenheit, denn vor dem Gang zum Standesamt muss zunächst das Brautgeld bezahlt werden in Form von einigen Kühen, angeblich fünf. Der Brautvater gibt seine Tochter erst heraus, wenn die entsprechenden Kühe in seinem Stall stehen. So kommt es, dass hier auch die Geburt eines Mädchens hochwillkommen ist.
Heute waren wir zu einer Hochzeit eingeladen, die schon lange anstand. Der Bräutigam - ein wohlhabender Mann in Spe - hatte mit der Frau, die er heute heiraten durfte, bereits drei Kinder, alles Töchter. Solches Kapital nützt einem jedoch erst, wenn man es realisieren kann und die Kühe, die er dereinst für seine Töchter bekommen kann oder könnte, konnte er nicht mit denen verrechnen, die er aktuell für die Frau löhnen musste. So hatte er lange gespart. Die älteste Tochter ist bereits ca. 10 Jahre alt.
So ist die Zahlung des Brautpreises zunächst unabdingbare Voraussetzung für das Stattfinden der Hochzeit. Das ist aber nicht alles. Hochzeiten im kleinen Kreis sind grundsätzlich nicht möglich. Das halbe Dorf ist immer dabei, unter Anderem, weil es bei solchen Ereignissen, Essen, Trinken und Klatsch im Überfluss gibt. So waren für dieses Fest zwei weitere Kühe nötig, die nicht aus dem Kontingent für den Brautpreis stammten, aber trotzdem beschafft werden mussten. Das Herrichten des Festes ist nicht das Schlimmste. Da zeigen die Familie und auch Freunde größten Einsatz. Die wichtigsten Gäste werden in einem großen Zelt platziert, in dem auch ein Podest steht, auf welchem das Brautpaar während der Zeremonie sitzen muss. Sie sitzen da quasi auf dem Präsentierteller, der ein großes weißes Sofa ist, davor ein niedriger Tisch mit allerlei Dekorativem drauf. Zunächst sprach ein Priester zu den beiden, danach folgten zahlreiche Personen, die in enger Verbindung mit dem Paar stehen. Es herrschte andächtiges Schweigen unter den Anwesenden.
Im Anschluss an die zahlreichen Reden wurden Unmengen von Essen serviert, das heißt, jeder der Anwesenden erhielt einen gehäuften Teller mit landesüblichem Essen. Spezialität ist Seswaa. Das ist mageres Rindfleisch, das sehr lange gestampft wird. Es ist schmackhaft gewürzt und wird mit verschiedenen Beilagen gegessen. Danach folgte ein süßer Nachtisch, der auch direkt am Tisch serviert wurde.
Nach dem Essen musste das Brautpaar zu einen Platz wechseln, der eine Küche traditioneller Art darstellte. Dort sollten sie unter kritischer Beobachtung der Gäste das tägliche Leben zu Hause demonstrieren. Die drei Kinder und auch die Mutter des Bräutigams waren selbstredend dabei.
Ich war froh, dass ich solcherlei Dinge bei meiner Hochzeit nicht erleben musste. Die Braut hat das Ganze aber mit Bravour gemeistert.
Dann endlich folgte der 'gemütliche' Teil, ohne Reden, die Glückwünsche und Ermahnungen beinhalteten. Es wurde nur noch viel geschwätzt, getrunken und natürlich zu wilden Rhythmen getanzt. Vornehmlich junge Männer tanzten in der Mitte eines Kreises, teilweise in Gruppen, aber auch alleine. Man wollte gerne den besten Tänzer ausfindig machen.
Bei Sonnenuntergang, was hierzulande momentan gegen halb sieben ist, löste sich das Ganze auf.