Das Pferd hat leider verloren

Wir hatten rasch gepackt und nach einem kurzen Kaffee ging es los. Wir wollten so weit wie möglich kommen; es gab noch gut eineinhalb Stunden Tageslicht. Danach wird es zunehmend gefährlich auf Botswanas Straßen. Wir nahmen die Strecke über Rakops, Orapa und Letlhakane. Es gibt dort nur zwei Alternativen für eine Übernachtung. Die erste ist in Rakops, wo es eine einzige Unterkunft gibt, die nächste Möglichkeit ist Letlhakane. Da Felix fahren musste, sollte er entscheiden, wie weit er fahren wollte.

In Rakops waren wir um ca. sieben Uhr. Er entschied, weiter zu fahren. Die Straße war gut und er fühlte sich fit. Wir passten alle auf, dass wir auch kein Tier übersahen. Es waren schon sehr viele unterwegs, vor allem Kühe und Esel, kaum Pferde. Um ca. acht Uhr, kurz vor Orapa, überquerten plötzlich zwei Pferde die Fahrbahn. Wir waren nicht sehr schnell unterwegs, aber anstatt das Weite zu suchen, hielt das eine Pferd auf uns zu. Ausweichen war nicht mehr möglich; eine Kollision war unvermeidlich. An einer scharfen Kante schlitzte sich das arme Tier den Hals auf und starb auf der Stelle.

Wir konnten noch nicht einmal die Polizei rufen, da kein Handyempfang möglich war. Das Auto sah böse aus, aber es fuhr zum Glück problemlos. Auf die Weise fuhren wir die 8 Km bis nach Orape, wo wir am Gate Hilfe rufen konnten.

Auto

Bis die Polizei eintraf, hatten wir ausreichend Gelegenheit, den Unterbau des Fahrzeugs zu inspizieren. Die Motorhaube war verbogen und ließ sich nicht öffnen, aber man konnte von allen Seiten mit der Taschenlampe leuchten und so sahen wir, dass nichts tropfte oder verbogen war. Es lief auch in der Spur und der Motor hörte sich normal an.

Als die Polizei eintraf, gab es keine langen Diskussionen. Die meinten gleich, dass Pferde nicht auf die Fahrbahn gehörten. Nichts desto trotz mussten wir am kommenden Morgen auf der Station aufkreuzen, denn ohne den entsprechenden Polizeibericht, zahlt die Versicherung nicht.

Wir waren früh da, die Beamten fuhren mit Felix zur Unfallstelle, wo das Pferd schon teilweise von den Aasfressern gefrühstückt worden war. In Afrika kommt nix um!

Um viertel vor neun waren wir auf der Piste. Die Polizei hatte uns explizit gestattet, mit dem Wagen zu fahren. Der Blinker funktionierte ja noch, wenngleich er herunterzufallen drohte. Mit einem Kabelbinder, konnten wir ihn später befestigen. Wir hatten noch gute 600 km vor uns, was eigentlich leicht zu schaffen sein sollte. Normalerweise! Doch nach ungefähr 140 km fing der Motor an zu kochen. Wir hielten an und stellten fest, dass ein Schlauch abgeklemmt und auf die Weise die Kühlung eingeschränkt war. Obendrein war der Kühler etwas eingequetscht und ein wenig beschädigt. Ein paar junge Leute vom Straßenrand halfen uns mit Rat und vor allem mit Tat. Der Kühler wurde etwas gelockert, die Motorhaube mit Seilen befestigt, der Grill wanderte in den Kofferraum. Als Rat bekamen wir, etwas Peri-Peri in den Kühler zu füllen, das sei gut zur Abdichtung. Mein Mann empfahl telefonisch Maismehl, das sei klebrig und das beste Mittel für einen undichten Kühler. Sein Sohn meinte, Curry wirke ebenfalls. Wir fuhren die 60 km bis zur nächsten Stadt und ließen uns ein Produkt von Profis empfehlen. Damit waren wir bestens beraten und schafften mühelos die verbleibende Strecke.

Mit einigen Zwischenhalten, da wir gelegentlich die Stabilität der Knoten überprüften, kamen wir, quasi in letzter Minute in der Klinik an. Der Arzt hatte dankenswerter Weise auf mich gewartet. Es war höchste Zeit. Er stellte eine Hornhautverletzung fest in einem Ausmaß, dass sofortige Maßnahmen notwendig waren. Ich musste 10 Tage lang einen genauen Behandlungsplan einhalten und werde wohl noch einige Zeit mit großer Lichtempfindlichkeit rechnen müssen. Zum Glück schlug die Behandlung an. Nach drei Tagen war die Wunde nur noch halb so groß, nach 10 Tagen verheilt, was aber noch nicht heißt, dass alles perfekt ist.

Jedenfalls können wir alle sagen, dass die Sache glimpflich verlaufen ist. Es hätte wahrlich schlimmer ausgehen können! Wie lange die Reparatur dauert, kann man nicht sagen. Die Uhren gehen hier nicht so schnell.