Ersatzschlüssel
Schon seit geraumer Zeit, hatte ich nur noch einen Autoschlüssel und seitdem begleitet mich die Vorstellung, diesen einen Schlüssel doch mal zu verlieren oder auch abzubrechen beim Öffnen einer Autotür. Sowohl das eine, als auch das andere ist mir noch niemals passiert, aber die Vorstellung auf die Weise geerdet zu sein, ist durchaus real. Die Chance unterwegs geholfen zu bekommen, geht gegen Null. Also gilt es, einen Ersatzschlüssel möglichst rasch zu beschaffen.
Konkret gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder geht man zu Toyota oder man wendet sich an einen Spezial-Schlüsseldienst. Der Schlüssel muss schließlich codiert werden. Ansonsten taugt er nicht zum Starten des Fahrzeugs. Bei Toyota kostet es angeblich "einen Arm und ein Bein", der Spezialist nimmt trotzdem noch drei mal so viel, wie eine Autofirma in Deutschland. Bedingt durch die Wartezeit bis zu meinem Scheibenwechsel, konnte ich kurzfristig dieses Projekt angehen.
Ein Schlüsseldienst in Gaborone, wird allseits empfohlen. Dort gibt es einen Mitarbeiter, der einem zu der Firma begleitet, die diese Arbeit erledigt, sprich, er begleitet die Kunden zum Spezialisten. Unterweges teilte er mir nebenher mit, dass nur Barzahlung möglich sei - leider -. So mussten wir noch schnell beim Bankautomaten halt machen.
Alleine hätte ich den Ort niemals gefunden und auch in Begleitung, war es alles Andere als vertrauenseinflößend.
Hier sollte sich also der Künstler niedergelassen haben, der mittels Spezialgeräten den Sicherheitscode auslesen und anschließend auf den jungfräulichen Schlüssel transferieren könne. Ich ließ meinen Blick nach oben schweifen, jedoch die Hauswand sah auch nicht sehr gepflegt aus.
Ich schloss mein Fahrzeug sorgfältig ab und folgte meinem Begleiter in den Hauseingang. Zunächst musste der Rohling hergestellt werden, sprich der Zuschnitt erfolgen. Die weiteren Schritte kamen danach. Der komplette Vorgang sollte nicht länger als eine dreiviertel Stunde dauern.
Immerhin! Der Feuerlöscher stand parat. Man konnte annehmen, dass wenigstens für die Sicherheit gesorgt war. Nach kurzer Zeit war der Rohling erstellt und der junge Mann, der mich bediente, machte sich an das Kopieren des Schlüssels. Er hatte ein Gerät, dass offensichtlich für solche Dinge entwickelt war. Der Vorgang schien nicht sehr anspruchsvoll zu sein. Das Gerät wurde an der Buchse angeschlossen, an der man gemeinhin die Geräte zur elektronischen Fehlerprüfung anschließt. Das Display zeigte den Fortgang des Prozesses an und kurze Zeit danach, war der Code ausgelesen.
Im Vorraum der Werkstatt bekam ich einen Sitzplatz angeboten. Man müsse nur noch einige Kleinigkeiten am Computer erledigen. Danach sei der Schlüssel fertig.
Da saß ich nun. Die Rezeption eines Schlüsselservice stellt man sich im allgemeinen anders vor. Die meiste Zeit saß eine junge Lady hinterm Tresen, die offenbar in ihr Smartphone verliebt war. Ab und zu, sah sie zu mir auf.
Ich nutzte die erste Gelegenheit, um zu fragen, wieso eine Kartenzahlung nicht möglich sei. Das entsprechende Gerät stand schließlich parat. Sie teilte mir mit, dass es nicht funktioniere.
Nachdem ich geduldig fast zwei Stunden gewartet hatte, bat ich darum, nachzufragen, wie weit man sei. Sie erhob sich, kam nach kurzer Zeit zurück mit der Nachricht: "They are just finishing". Und tatsächlich, nach wenigen Minuten war mein Schlüssel da und funktioniert sogar.