Stein Farm - dieses Mal im grünen Kleid
Die Neuigkeiten waren schon vor etlichen Wochen an mein Ohr gedrungen, aber jetzt konnte ich es mit eigenen Augen sehen: Es hatte geregnet und zwar ergiebig. Lolly hatte mich schon mit Bildern versorgt, die die Salzpfannen voll mit Wasser zeigten. Aber das war nicht alles. Schon auf dem Weg zur Farm fuhren wir durch teilweise grüne Landschaften, die man normalerweise in Grau- oder Brauntönen vorfindet. Wie gewohnt, gingen wir direkt am Abend unserer Ankunft mit Rudolph auf Inspektionsfahrt.
Für einen Farmer ist es schon ein großes Glück, wenn er nicht täglich in Sorge sein muss, ob das Vieh denn ausreichend Nahrung findet.
Bei solch einer Fahrt ist das Augenmerk jedoch nicht nur auf das eigene Vieh gerichtet. Beispielsweise sah Rudolph eine Reihe von fremden Schafen, die möglicherweise bei ihrem Eigentümer schon auf der Vermisstenliste standen. Mit geübtem Auge sah er sofort, wem diese Tiere gehören. Noch am selben Abend rief er seinen Nachbarn an und erklärte ihm, wo die Ausreißer zu finden seien.
Möglicherweise gefiel es denen auf der Stein Farm besser als zu Hause, denn hier gab es derzeit reichlich Wasser. Dieses Wasser ist zwar salzhaltig, aber Schafe trinken solches Wasser. Sie brauchen sogar angeblich Salz für ihre Verdauung. Aber die Zeit des reichlichen Wassers wird schnell vorüber sein. Man erzählte uns, dass es nach dem guten Regen im Februar und März zunächst zwei gefüllte Pfannen waren, die mittlerweile zu einer einzigen zusammengeschrumpft waren.
Im südlichen Afrika sind die Tage schon merklich verkürzt. Es geht dem Winter zu. Gegen sechs Uhr wird es schon dunkel; für uns ein Glück, denn wir konnten zum Ende der Fahrt einen wunderbaren Sonnenuntergang erleben.
Am Abend wurde drinnen gegessen, auch ein Zugeständnis an den nahenden Winter. Nachts wird es bereits empfindlich kalt. Doch sobald die Sonne aufsteht, ist das vergessen. Es dauert allerdings deutlich länger, bis es richtig heiß wird und so kann man den Spaziergang zu den nahegelegenen Dünen entsprechend später beginnen und länger ausdehnen als in der Sommerhitze.
Man kann sagen, dass dieses Bisschen Regen die Wüste in eine regelrechte Blütenpracht verwandelt hat. Überall Blüten und sogar Früchte. Überraschenderweise findet man Melonen, die für's Wachsen ja reichlich Wasser benötigen. Sie sind allerdings für den menschlichen Verzehr ungeeignet, werden aber von den Tieren gerne gefressen.
Wir hatten ja gefrühstückt und so ohnehin keinen Bedarf. Und der Hütehund, der uns begleitete, hätte eher Lust auf etwas Wasser gehabt. Er hatte, wie jeder gute Hütehund, unsere Gruppe ständig umrundet und damit ein Vielfaches des Weges zurück gelegt.
Nachdem wir die Dünen hinter uns gelassen hatten, ließen wir nochmals unseren Ausflug nach Sossusvlei revue passieren. Wir waren uns einig: Die Dünen der Familie Stein stehen denen bei Sossusvlei in nichts nach!